Ein Projekt für die Ausstellung „Onboarding“ im Kunstraum BT24 im Albgut Münsingen,

eine Kooperation der Stiftung Anton Geiselhart und Kunstraum BT 24

Ausstellungsdauer: 07. Mai 2023 bis 18. Juni 2023

Ich präsentiere in der Ausstellung „Onboarding“ eine Kollektion von Spazierstöcken aus Wacholderholz. Diese Handwerkszeug des Spaziergangsforschers repräsentiert für mich das Gehen als künstlerische Methode. Aus diesem vielschichtigen geistigen Prozess der beim Gehen in Fluss kommt entstehen Gedanken, Bilder, Eindrücke. Hierfür habe ich mir eine Versuchsanordnung geschaffen: ich gehe ausschließlich auf kalkgeschotterten (landschaftstypischen) Wegen über die Alb. Hierbei entnehme ich den Wegen Sediment, woraus ich wiederum Bilder schaffe. Gleichzeitig entsteht beim Gehen eine Serie von Gedichten über den Kalk, die Wege und den Stein. Ein künstlerischer Prozeß, der einen Kreislauf darstellt: über die Kunst, das Handwerk, die Landschaft, den Mensch und das Gehen. Alle Teile sind miteinander verknüpft und laden dazu ein, zu gehen, zu staunen und zu genießen. Ein Spaziergang im Biosphärengebiet und Albgut ist für jedermann und jedefrau nicht nur Kunstgenuß, sondern auch tiefgreifende Erfahrung bis in den Schotter hinein.

Ein Heft mit 13 Gedichten wird in der Ausstellung präsentiert!

heuweg

schnurgerade führte
der weg vom ort hinaus 
in die erinnerung zwischen die wiesen
die beruhigende dinge kund taten 
heuweg hieß er
zwei weiße linien aus kalkstein
die bei nacht
geheimnisvoll zu leuchten anfingen
meist war kein tau die luft zu trocken
trotzdem war
eine kleine muschel im kalk zu finden
wir kinder schwammen dann
in der warmen luft davon
als wären wir bernsteine
mit einschlüssen 
aus einer anderen 
sehr glücklichen zeit

kalkofen

aus der hecke
fällt 
eine schlehe
weich plumpst sie auf den weg
fast lautlos
in ihrer reife
hinterlässt sie 
einen blauen fleck
im gelben schotterbett
für die romantiker bleibt nicht viel
der kalkofen zerfällt 
im steinbruch
wild und heiß 
wuchert
der schwarzdorn 
im schutt

steinschmätzer

in diesen steinen
das wesen einer schwinge 
lautlos und weich wie das licht
das am abend 
vom himmel gefallen
die berge plötzlich 
in blau gehüllt 
darunter wie aufgeregte vögel 
helle lichtpunkte die über den acker hüpfen
in den weiten baumlosen heiden
ein flüstern
über die leichtigkeit 
des lebens
ein irre schöner gesang