Reinhard Krehl
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Vita

  • April 2, 2020

Reinhard Krehl (*1965) studierte 1988-94 an der Universität GH Kassel Landschaftsplanung und Spaziergangswissenschaft bei Prof. Lucius Burckhardt. 1998 gründete er zusammen mit K. Heinecke/B.Weisshaar die Künstlergruppe alias-Atelier für Spaziergangsforschung. In seiner künstlerische Arbeit beschäftigt er sich zumeist mit der Natur und Pflanzen und den Ordnungssystemen, die den Erfahrungsprozessen zugrunde liegen. Spaziergänge zur Landschaftswahrnehmung und Installationen in Tagebauen führten ihn ans Bauhaus Dessau. 2000 erhielt er mit alias den Melitta Förderpreis für Bildende Kunst. 2002 erschien auf arte/ZDF in der Serie „Neue Gartenkunst“ die Dokumentation „Die Gärten des Atelier alias“ von Christoph Schuch. Seit 2001 lebt er in Leipzig. Dort war er Mitbegründer der Plattform „niko31“ ein Zusammenschluss von Künstlern, Architekten, Planern und Soziologen. Kunst mit Planungsprozessen zu verbinden und künstl. Experimente im Alltag und öffentlichen Raum sind deren Schwerpunkte. 2006 kuratierte er mit K. Heinecke das Kunstprogramm zur Landesgartenschau in Oschatz/Sachsen. Sein Rescue Centre in der Ausstellung „Survival Kit 2“ in Riga 2010 oder sein Projekt „Das Safranfeld – eine Blütenspekulation“ in Düsseldorf 2014 zeigen die Verbindung von Kunst und Alltag, Natur und Planung exemplarisch. Seine Wildblumenmischungen „Leipziger Mischung“ (seit 2011) und „Lucas Cranach Blumenmischung“ (2015) sind ästhetische Kunst-Experimente für den privaten und öffentlichen Stadtraum.

Das Gravenhorster Kräuterbuch (2017) oder seine neuesten Heudrucke (2020) sind sehr reduzierte und poetische Naturbeobachtungen die durch ihre spezielle Drucktechnik scheinbar einfach, klar und bestechend Pflanzen wiedergeben und dennoch große Fragen zu Ordnung und Erkenntnis eröffnen.

Sein Werk ist vielfach mit Stipendien und Preisen ausgezeichnet und international beachtet.

Reinhard Krehl
Reinhard Krehl

Über seine Arbeit

Wie wir die Welt ordnen und dennoch damit Unordnung schaffen, ist ein Grundthema in den Arbeiten von Reinhard Krehl. Meist hinterfragen seine Projekte unsere Wahrnehmungsprozess und zeigen die Möglichkeit anderer Wirklichkeitsmodelle auf, oft mit einem Schuss Humor, wie wenn er z.B. in einem Leipziger Park Kartoffeln anbaut und verschenkt und damit Sinn und Form von Gartenkunst hinterfragt. Ebenso hinterfragt er Ordnungen und Systeme in der Wissenschaft und konfrontiert sie mit dem Alltag; für Krehl sind sie keine Absoluten was Handlungsräume für die Kunst öffnet. Die Spaziergangswissenschaft als Praxis der Erkenntnis ist ein Teil dieser Arbeitsweise. Wissenschaft gebiert Ordnung, aber ein Spaziergang über eine Brache ist wie ein Gemälde von Cy Twombly, voll anarchischer Freiheit, ohne die wir die gesamte Suppe nicht erkennen könnten in der wir rühren. Krehl hinterfragt mit seinen Projekten die Oberfläche der Dinge: Die landschaftliche Unschärfe eines Regenrückhaltebeckens kann Poesie erschaffen oder zerstörerische Künstlichkeit, beides jedoch entsteht erst in unserer Wahrnehmung. „Sammeln und Katalogisieren, Konservieren und Kategorisieren – auf der Kenntnis dieser wissenschaftlichen Rituale und differenzierten botanischen Systeme basiert Krehls künstlerische Arbeit. Die werden aber sogleich wieder in Frage gestellt, indem nun nach neuen Regeln gearbeitet wird.“(Jury PSKK 2016, DA Gravenhorst)

Sowohl visuell hochinteressant als auch von der „Poetik“ her, vom künstlerischen Ansatz sehr klar und zugleich bezaubernd. (Marion Poschmann, Schriftstellerin)

„Der Künstler Reinhard Krehl untersucht die Natur bis ins letzte Detail, erforscht warum das Spazierengehen den Menschen glücklich macht und kreiert aussäbare Bilder, berühmt gewordene Samenmischungen, wie die Lucas Cranach Blumenmischung oder die Leipziger Mischung, die im Stadtbild nicht mehr wegzudenken sind.

Er geht an einsame Orte – lebt dort und erkundet das Terrain. In den Drucken von Reinhard Krehl tauchen neben faszinierenden Pflanzen verschiedenste Waffen, Totenschädel oder Gerippe auf. Sind Gewalt und Natur einander inhärent oder sind sie durch die menschliche Kultur potenziert? Was haben Panzer und Eichenlaub gemeinsam? Krehl bezieht sich mit seinen Werken u.a. auf Poussins Hirtenszene „ET IN ARCADIA EGO“, in der die Hirten un- vermutet auf den Tod treffen. Das Unbehagen in der Kultur oder die selbstzerstörerischen Tendenzen unserer Zeit zwischen Naturzerstörung, Krieg und Unvernunft sind immer noch die zentrale Herausforderung der Menschheit schlechthin“ (Ute Puder Galeristin, Galerie intershop Leipzig).

Als Soziologin muss ich beim Betrachten der Arbeiten von Reinhard Krehl oft an Michel Foucault denken. Foucault hat sich mit der Frage beschäftigt, wie unser Wissen von der Welt entsteht und auf welche Weise Wahrnehmungsformen, Begriffe und Klassifikationen die Wissensproduktion einer Gesellschaft beeinflussen. Vor diesem Hintergrund ließe sich fragen, woher ich eigentlich weiß, was „Unkräuter“ und was „Heilkräuter“ sind und welche als „heimisch“ gilt und welche als „Neophyt“, und wie wir zu so etwas wie „Nutzpflanzen“ kommen. Reinhard Krehl führt uns nicht nur vor Augen, dass diese Klassifikationsschemata kontingent sind, er bietet uns zugleich neue Sichtweisen an. Mit anderen Worten: er verschiebt Grenzen. (Prof. Dr. Silke Steets, Soziologin FAU Erlangen)

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