Bohnen, Anarchie und Freiheit

Kunstprojekt für und an der Bakuninhütte bei Meiningen/Thüringen

+ Ausstellung im Kunsthaus Meiningen

Was dieser Bohne entspringt

Die Revolution der Bohnen? Anarchie und Freiheit als Gemüse? Solche und ähnliche Fragen können sich einem zum Ausstellungstitel „Bohnen, Anarchie und Freiheit“ von Reinhard Krehl im Kunsthaus Meiningen durchaus stellen. In der kleinen Ausstellung sind Zeichnungen, Aquarellen, Installationen und Drucke zu sehen, die sich auf eine künstlerische Aktion im Sommer 2013 an der Bakuninhütte beziehen. Krehl pflanzte damals verschiedenste Bohnen an der Bakuninhütte, um diese sich einen Sommer lang selbst zu überlassen. Damit bezieht er sich konkret auf die Geschichte um die Gründung der Bakuninhütte, auf den Verein für gegenseitige Hilfe, einer Vereinigung von Arbeitern aus Meiningen, die sich an diesem Ort eine Anbaufläche für Getreide und Gemüse schufen, um sich selbst zu Versorgen. Aus dieser Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln erwuchs in den Folgejahren eine Selbstversorgung mit freiheitlichen Ideen und mit physischem Erleben von freier Landschaft. Die Bakuninhütte wurde zum Treffpunkt und Schutzraum für Wanderer wie auch für politische Gespräche und Ideen. Und hier schließt sich der Kreis: die Konzeption der Ausstellung rührt und bearbeitet einen Denkraum über die Grundversorgung des Geistes, ohne jedoch dabei zu vergessen, dass die Moderne, in deren Geist die Gemengelage und Geschichte der Bakuninhütte steht, schließlich auch in die Katastrophe führte. Die gezeigten Wolkenaquarelle könnten als Traumfischereien, als romantische Freiübungen gesehen werden, wäre da nicht diese eine Wolke dabei, die einem Atompilz gleicht. Ebenso erstaunen die krummen und sich scheinbar keiner Konvention beugenden Bohnenstangen, die keiner Gartenordnung entsprechen, auf der sich unter anderen ein Satz in die Höhe windet, der einem Werk von Francisco de Goya entlehnt ist: Der Traum der Vernunft gebiert Ungeheuer. Die Bohnen schließlich, um die sich vordergründig alles zu drehen scheint, entpuppen sich als komprimierte Informationseinheiten, in denen alles angelegt erscheint: der Zweck des Daseins, die Arbeit, Freiheit, Körperlichkeit und sogar die Zukunft und Utopie. Es geht um die Fliehkräfte nicht nur eines Jahrhunderts, die uns in Wolkenschlösser oder zu Boden schleudern können. Es geht um den Halt, das Vorankommen und das Darüberhinauskommen, welche in den Dingen angelegt sind. Alles ineinander und direkt vor unseren Augen. Man staunt, was diesem Boden und dieser Luft alles entspringen kann: Hülsenfrüchte mit Mustern und individuellen Zeichnungen, frei und bar jedem uns bekannten Zweck.

Ausstellung: Reinhard Krehl, Bohnen Anarchie und Freiheit, Kunsthaus Meiningen

Eröffnung: 10.10.2015, 19.00 Uhr

Dauer: 11.10. – 22.11.2015

Öffnungszeiten: Fr. – So. 15.00 – 18.00 Uhr

Zur Ausstellung ist ein Katalog erhältlich