Galerie Glaskasten, Chemnitz (Klub Solitär), 27.09.24 – 10.11.24
Im Rahmen von New Ecologies, Gegenwarten II, Kunst Stadtraum Chemnitz
Kuriert von Ewa Meister
Im Stadtraum von Chemnitz sucht und sammelt Reinhard Krehl Pflanzen, die aus anderen Kontinenten zu uns nach Europa eingewandert sind. Mit ihnen fertigt er Drucke und Malereien, die auch zum Lehrstück über unseren Blick auf die Welt werden. Die migrantischen Pflanzen, durch einen Zufall der Geschichte zu Neuankömmlingen bestimmt (Stichtag nach 1492 eingewandert), werden von uns als Störenfriede und potentielle Gefahren stigmatisiert. Die Natur aber, so Krehl, kennt aber kein Gut oder Böse, kein Richtig oder Falsch. Jede Pflanze die wächst, ist richtig an ihrem Ort. Das was wir sehen ist unser eigener Blick auf die Gesellschaft, den wir projizieren.
Vor der Galerie fanden zum Ausstellungszeitraum umfangreiche Arbeiten an der Fernwärmeversorgung statt. Dies nutze Krehl zum Sammeln verschiedenster Bodenproben, um daraus Gemälde zu schaffen. Auch dieser geologische Blick wird zu einem überraschenden Blick auf die Natur, und wie dieser unsere Wahrnehmung bestimmt: versteinerte Pflanzen, die im Perm unter Asche begraben wurden, sind hier zu finden und prägen den Blick zurück auf das, was wir Heimat nennen. Alle Pflanzen und Tiere aus dieser Zeit, gibt es aber heute nicht mehr, nur entfernt Verwandte. Diese Zeit, in der es keine Grenzen, keine verschiedenen Kontinente, kein Europa und keine Menschen gab, wird aber zu dem, was wir Grundlage unsere Heimatbegriffes nennen. Kann es aus diesem Wissen heraus Einwanderer, Flüchtlinge oder Migranten geben? Diese Fragen werden in der Ausstellung sehr feinsinnig anhand Krehls ästhetischen Drucken und Malereien formuliert, die ausschließlich mit vor Ort gesammelten Erden, Aschen und Pflanzen Schichtungen der Gegenwart und Geschichte einfangen und hinterfragen.